It’s time for a … White Wedding!!!

It’s time for a … White Wedding!!!

Da hatten meine Freundin Stefie und ich uns gaaanz weit aus dem Fenster gelehnt, damals an ihrer Geburtstagsfeier, als ihre Freundin Sabine von ihrer Hochzeitstorte sprach – besser gesagt, von der Abwesenheit einer solchen an ihrem Hochzeitstag im August. Und wenn man dann schon so vollmundig sagt “Hättest du uns mal gefragt”  muss man mit den Konsequenzen rechnen – et voilà – da war er. Unser erster haboffizieller Hochzeitstortenauftrag.

Zwei Kick-off Sitzungen waren nötig (die erste verbunden mit dem Studium von Fachliteratur, vulgo “Backbuch” ) und die zweite dann zur Meilensteinplanung und Aufgabenverteilung. Nach der zweiten Sitzung hatten wir uns darauf geeinigt, wer was macht und wo Rohteilfertigung und Endmontage stattfinden würden (bei jedem daheim und bei mir in der Küche in Alaska).

Ich hatte mich für zwei verschiedene Grundrezepte entschieden. Nummer eins war ein Schokoladen-Stout-Boden (kein Bier vor vier). Die Produktion war begleitet von Verköstigung und einer Panne – Memo an mich selbst: Nächstes Mal vor dem Verzehr von 250 ml 7%igem Dunkelbier vielleicht eine Olive oder eine Sardelle essen. Dann haut’s nicht so rein wie es getan hat.

Boden Nummer zwei war ein Zitronen-Buttermilchkuchen. Und trotz fortgeschrittener Bierseligkeit sind sie beide ganz gut gelungen:

Und ja, der hintere Boden steht auf einem Holzbrettchen DIREKT AUF DER HERDPLATTE…

Für alle die, die eventuell was nachbacken wollen, hier das Rezept für den Stoutboden:

250 g Mehl Type 405

1 TL Natron

1 TL Backpulver

1/2 TL Salz

240 ml Stout Beer

170 g Butter

160 g saure Sahne

2 grosse Eier

2 TL Vanilleextrakt

220 g brauner Zucker

150 g normaler Zucker

70 g Kakaopulver

1 EL Espressopulver (ich hab’ normalen Instant Kaffee genommen, geht auch und explodiert trotzdem nicht).

Ihr schmelzt die Butter in dem Stout-Beer auf kleiner Hitze in einem Topf. Parallel dazu rührt ihr die Saure Sahne, die Eier und den Vanilleextrakt zusammen glatt und fügt dazu den Kakao, das Kaffeepulver und den Zucker, bis ihr eine cremige Masse habt. Wenn Butter und Bier eine dunkle Flüssigkeit mit Fettaugen drauf geworden sind, gebt ihr das zu der Sahne-Eier-Kakao-Zuckermasse dazu und rührt es glatt.

Darunter wiederum rührt ihr dann das Mehl-Natron-Backpulver Gemisch. Ich habe, um das Maximum aus dem Natron rauszukitzeln, noch einen Teelöffel Balsamico-Essig reingegeben.

Diese Masse habe ich dann in einer 18 cm breiten, aber relativ hohen Backform bei 150° (remember: lieber nicht so heiss, sondern länger) insgesamt 50 min gebacken. Wenn die Stäbchenprobe sauber bleibt, kann der Teigling aus dem Ofen und über Nacht, gerne auch einen Tag länger, auskühlen und konsolidieren.

Der Zitronenkuchen ist auch nicht kompliziert:

255 g Mehl Type 405

40 g Speisestärke

1 TL Backpulver

1 TL Natron

300 g Zucker

1 EL abgeriebene Zitronenschale

170 g weiche Butter

2 EL Zitronensaft (ich hab einfach den einer ganzen Zitrone genommen – Natron – Maximum… s.o.)

1 TL Vanillextrakt

3 grosse Eier

2 Eiweiss

240 g Buttermilch

Da ich mir aus dem Backbuch nur die Seite mit den Zutaten abfotografiert hatte, aber die Zubereitungsschritte nicht, habe ich einfach frei Schnauze geschäumt und gemischt, sprich, die 3 Eier zuerst mit dem Zucker schaumig rühren lassen und parallel dazu mit dem Handmixer die beiden Eiweisse zu Eischnee geschlagen. Unter die Zucker-Ei-Mischung habe ich dann Buttermilch, geschmolzene Butter, Vanilleextrakt und den Zitronensaft gegeben. Im nächsten Schritt habe ich dann Mehl-Natron-Backpulver dazugerührt und darunter dann zum Schluss den Eischnee untergehoben

Diesmal war die Backform grösser (30 cm), weil der nicht so hoch, sondern eher breit werden sollte. Auch hier benötigte der Teigling einen ca 45minütigen Aufenthalt in der Backröhre bei 150°, bis er fertig war.

Tags drauf, wieder nüchtern und allen Unkenrufen zum Trotz nicht durch brennende Holzbrettchen auf dem Herd zu Tode gekommen, war zunächst ein wenig Bürotätigkeit angesagt, während Stefie mit Unmengen an Backutensilien bei mir eingezogen war und schon mal in der Küche Stellung bezogen hatte.

(Stefie hat eine zweistöckige Torte gemacht, einen mit Schokoladenboden und eine mit Vanilleboden. Der Schokoladenboden hatte eine Aprikotierung mit Brombeergelee und eine Lage Vanillebuttercreme, der Vanilleboden war mit Schokoladenbuttercreme bestrichen. Das ganze dann ordentlich umhüllt mit Fondant und einer Verzierung aus schwarzer Spitze. Da dieses Meisterwerk aber erst am Tag der Hochzeit, also morgen, zusammengesetzt und mit Blüten verziert wird, fehlen hier noch die entsprechenden Fotos).

Update: Hier kommen sie nun – die Doppeldeckertortenfotos… Die Spitze klebte zunächst am Trägerpapier (“in den Youtube-Videos sieht das immer so einfach aus *schnaub*)

aber ungewöhnliche Umstände erfordern aussergewöhnliche Massnahmen, und so kam dann in der Küche auch mal ein Fön zum Einsatz

Denn fliegen die Haare, klappt das auch mit der Torte (kann natürlich auch am Superwoman-Shirt gelegen haben):

Die Böbbeles in der Mitte der Torte sind übrigens so eine Art Stelzen für den darauf zu stapelnden Kuchen, damit dieser nicht aufgrund seines Gewichtes den unteren Boden eindrückt und – ganz ähnlich wie ein Haus in Venedig – langsam in die Unterwelt absinkt.

Mein Schokobierboden sollte eine Füllung aus Italien Meringue Buttercreme mit Himbeergeschmack bekommen und dann noch mit Stefies Schokodeko verziert werden.

Das Rezept für die Italien Meringue Buttercreme ist supereinfach, benötigt aber wegen der langen Rührzeit entweder Popeye als Küchensklaven oder eine Küchenmaschine.

5 Eiweiss werden zu Schnee geschlagen und parallel dazu 340 g Gelee (bitte darauf achten, dass es ein gescheites, klassisches ist, wo Frucht und Zucker im Verhältnis 1:1 sind, also net so ein Lightkram oder Fruchtaufstrich) auf dem Herd einmal aufgekocht, bis es flüssig ist. Dieses flüssige heisse Zeug giesst man dann portionsweise unter den Eischnee (während der Küchensklave oder die Maschine fleissig weiter rührt). Ihr stellt also sozusagen eine Baisermasse her, allerdings ohne Rieselzucker, sondern eben mit heissem Fruchtgelee. Wenn diese Masse auf Zimmertemperatur runtergekühlt ist (das kann schon mal 10 min Rührzeit in Anspruch nehmen), gebt ihr stückchenweise 500 g zimmerwarme Butter dazu.

Wir mussten uns dabei noch mit dem fiesen einäugigen Buttermonster und einem verfressenen Gast rumschlagen:

 

Immer schön weiterrühren – es kann vorkommen, dass die Masse ein wenig klumpig wirkt, aber wenn man dabei nicht in Panik ausbricht und weiterrührt, wird sie am Ende wirklich seidenglatt.

Das ergibt übrigens eine ganze Menge an Buttercreme…

Ich stelle die Buttercreme übrigens immer noch mal 20 min in den Kühlschrank, damit sie eine gescheite Konsistenz bekommt. Nicht zu lange kühlen, sonst wird sie zu hart.

Den Schokoboden habe ich in drei Lagen geschnitten und jede einzelne dann mit der Creme bestrichen.

Man kann es natürlich auch mit Löffel und Palette machen, aber mit der Mutter aller Dressiersäcke (so sagt man in Österreich – klingt doch nicht ganz so komisch wie Spritzbeutel) hat’s echt Spass gemacht, hier rosa Kreise zu ziehen.

Die Endmontage bestand dann aus dem Zusammensetzen der Teigkreise und der anschliessenden Garnitur:

Dass an den Seiten der Teigling rausguckt, war halb spontan, halb geplant. Es passte ja ins Farbkonzept schokobraun-rose-weiss.

Die dekorativen Schokosplitter oben auf der Torte sind übrigens handmade by Stefie und bestehen aus dunkler und heller Schokolade mit Nüssen und getrockneten Himbeeren.

Den Zitronenboden hab ich  nur einmal geteilt. Hier kamen dann eine Italian Meringue Buttercreme aus Zitronengelee (selbstgekocht, claro) zum Einsatz.

Damits nicht zu mächtig wird und auch Vitamine enthalten sind, habe ich noch Erdbeeren in die Creme eingearbeitet:

Die Erdbeeren hatten wir vorher übrigens im Gefrierschrank ca 30 min eingefroren, der besseren Handhabung wegen.

Fertig dekoriert sah das ganze dann so aus:

Da auch eine Handvoll Kinder mit bei der Feier anwesend sein werden, hatte Stefie noch aus dem Schokoladenteig ihres Kuchens Muffins gebacken, die wir mit der übrigen Himbeerbuttercreme und ein wenig Deko in – wie wir finden – sehr dekorative kleine Kunstwerke verwandelt haben.

 

Und damit ihr aus dem Sabbern jetzt nicht gleich rauskommt, hier noch ein paar Fotos vom Buffet:

Makros müssen auch sein:

Es hat super viel Spass gemacht, auch mal wieder etwas mit höherem Schwierigkeitsgrad zu machen, was mehr Planung erforderte als “nur” Cupcakes. Was den Zeitaufwand anging, haben wir uns (mal wieder) komplett vertan – den angepeilten Fertigstellungstermin von 18 h haben wir locker um anderthalb Stunden überschritten. Aber was ist das schon im Vergleich zu Elbphilharmonie, Stuttart 21 und dem Berliner Flughafen 🙂